Überall ist Afrin – Überall ist Widerstand
Thema: Internationalismus/Antifaschismus
Datum: 21/03/2018
Von: RRN
Wut, Trauer und Hoffnungslosigkeit sind die Gefühle, die mensch angesichts des Massakers verspürt, das durch die türkische faschistische Armee, islamistische Halsabschneiderbanden, deutsche und schweizer Waffen, das nicht-intervenieren der syrischen Regierung und das Schweigen der Staaten gerade in Afrin angerichtet wird.
Vorweggenommen: Gräueltaten finden überall statt, im syrischen Bürgerkrieg wie insgesamt in den bewaffneten Konflikten weltweit, an den Grenzen, durch Hunger, Krankheiten, Umweltzerstörung, Femizid, staatliche Gewalt – durch die Eigentumsverhältnisse, die unsere Welt in ein einziges planetares Selbstmordkommando verwandelt haben.
Von den USA zuerst unterstützt und dann fallen gelassen, kann die Revolution kaum auf Unterstützung seitens naheliegenden Staaten und Milizen zählen.
Die syrische Regierung selbst veurteilt zwar die türkische Aggression, scheut sich aber reguläre Truppen in die Region zu schicken. Regierungstreue Milizien, die Afrin verteidigen wollen werden von der Türkei ungesühmt angegriffen.
Die Welt kniet ein weiteres Mal vor der faschistischen Türkei, in erster Linie die Staaten Europas, die immer noch Waffen liefern (https://www.jungewelt.de/artikel/329081.berlin-mordet-mit.html). Die offizielle Schweiz ist so dreist, den Krieg in Afrin als «innere Angelegenheit» der Türkei zu betrachten. (https://www.watson.ch/International/Interview/953037069—Der-Westen-haette-durchaus-die-Mittel–Erdogans-Offensive-auf-Afrin-zu-stoppen–).
Dabei ist dieses Schweigen auch nur bedingt verstörend und unbegreiflich. Ein libertäres, kollektivistisches und feministisches Projekt wie es in Nord Syrien ins Leben gerufen wurde hat kein Platz in der kapitalistischen Staatengemeinschaft, derartiges darf nicht existieren.
«There is no alternative», (T.I.N.A) ist das Dogma der neoliberalen Ideologie, das durch Thatcher ausgerufen wurde und sich mit dem einseitig proklamierten «Ende der Geschichte» nach dem Fall des antifaschistischen Schutzwalles – knapp dreissig Jahre später ist dieser Begriff gar nicht mehr so zynisch – verfestigte. Dieser Philosophie nach habe das kapitalistische liberale Staatsmodell seine Überlegenheit gegenüber jedem anderen System definitiv bewiesen und sei das einzige Modell, in dem eine menschliche Gesellschaft überhaupt erfolgreich gedeihen kann.
Die Sovietunion ist tot, die von Kommunistischen Parteien regierten Länder in Asien haben sich entweder dem Markt geöffnet oder sind in den Fünfziger Jahre stehen geblieben, die südamerikanischen sozialistischen Hoffnungen der letzten Jahrzente sind weggeputscht, von Wirtschaftssanktionen und/oder Korruption in Bedrängnis gebracht und auch Kuba muss viele Kompromisse und Normalisierungen eingehen um sich überhaupt über Wasser zu halten. Den autonomen Erfahrungen in Westeuropa ergeht es dabei ähnlich: seit den achtziger Jahre haben sie es -abgesehen von selbstverwaltete Strukturen in Griechenland und Spanien – nicht geschafft, etwas ernsthaftes ausserhalb der Freizeitbranche aufzubauen, geschweige denn sich zielorientiert zu vernetzen und eine revolutionäre Agenda einzugehen. Sie dünkeln stattdessen vor sich hin, in faktischer Konkurrenz untereinander und zum Teil auf staatliche Subventionen angewiesen.
Und dann kam Rojava. Mitten im Herzen der Barbarei entstanden, als real bestehendes Gegenargument zum neoliberalen Dogma: für ein friedliches Zusammenleben und Gleichberechtigung, kollektive Produktion, basisdemokratisch, feministisch; eine Alternative zum zerfallenden Staatsmodell die für die Mehrheit der Linken eine neue Hoffnung ausstrahlt.
Diese Ausstrahlung zeigt sich in diesen Tagen, mit einer internationalistischen Solidarität, wie sie schon lange nicht mehr gelebt wurde. Auf der ganzen Welt wird demonstriert, friedlich und militant, auf den Strassen und sogar in den Parlamenten, die Komplizenschaft der Staaten mit dem faschistischen Regime aufgedeckt und angeprangert.
«Der Hauptfeind steht im eigenen Land» sagte Liebknecht während dem ersten Weltkrieg. Nun, da sich ein dritter anbahnt (beziehungsweise die Welt sich schon darin befindet?) und es eine Revolution gibt die zu verteidigen ist, haben alle progressive Kräfte die Aufgabe, die Hoffnung und die Menschheit zu verteidigen, gegen Nation, Staat und Kapital, gegen alle Vaterländer.
Grenzregime, Waffenfabriken, staatliche und wirtschaftliche Komplizenschaften mit den Mörder*innen finden sich in jedem Land, in jedem Land findet sich auch die Gegenthese.
Überall ist Afrin – Überall ist Widerstand