Zürich: Warnstreiks bei der OFS

Thema: Arbeitskampf
Datum: 12/04/2018
Von: RRN

Angestellte der Orell Füssli Sicherheitsdruck AG, Tochter der OF Holding AG, wehren sich gegen den geplanten Austritt aus dem GAV per 1.1.2019. Als Reaktion hielten grosse Teile der Belegschaft, Exponent*innen der Gewerkschaft Syndicom sowie einige Solidarische mehrere kurze Warnstreiks ab, die als Anfang des Widerstands gegen diese Verschärfungen zu verstehen sind.

Die Geschäftsleitung hat angekündigt sich neu am schweizerischen Arbeitsrecht, das eines der liberalsten Europas ist, zu orientieren. Im Visier hat sie damit verschiedene Errungenschaften, die der Gesamtarbeitsvertrag der grafischen Industrie zusichert. Namentlich könnten die fünf respektive sechs Wochen bezahlten Urlaubs, die Schichtzulagen, bezahlte Pausen und die bestehenden Mindestlöhne künftig aus den Verträgen gestrichen werden. Ausserdem drohen erhöhung und weitere Flexibilisierung der Arbeitszeiten und Einschränkungen im Mitspracherecht der Belegschaft.

Das schweizer Traditionsunternehmen Orell Füssli, dessen Geschichte bis ins Jahr 1519 zurückgeht, hat hierzulande nicht nur als Buchhändler die Nase vorne, sondern über die OFS seit 1976 auch das Monopol auf den Banknotendruck inne. Angesichts der neuen Banknotenserie und der damit verbundenen Grossaufträge hat das Unternehmen gerade Hochkonjunktur. Für die nächsten zwei Jahre, ist die Druckerei in Wiedikon damit Komplett ausgelastet und steht unter permanentem Zeitdruck. Kaum verwunderlich also, dass die Belegschaft entrüstet auf die angekündigten Verschärfungen reagiert.

“Kaum die Hälfte der Arbeitenden ist rausgekommen”, lässt sich ein Angestellter beim Warnstreik der Abendschicht aus. “Kein Wunder, denn um die 8.33 Sollstunden zu erreichen, muss man die halbe Pause durcharbeiten, sonst darf man an Weihnachten dann die fehlende Zeit aufhohlen. Ausserdem gibt uns die Geschäftsleitung ganz klar zu verstehen, was sie von diesen Aktionen hält und übt Druck auf uns aus. Wie zufällig muss man seit Gestern eine Begründung abliefern, wenn man während der Pausen das Gebäude verlassen will.” Er hält inne, denn der Gewerkschaftssekretär hält eine kurze Rede zum Abschluss der Aktion. “Ich würde ja entschiedener vorgehen wollen, aber ich gehe sowieso bald. Andere Kollegen stehen viel schlechter da, denn andere Jobs gibts ja sowieso kaum, die Druckereien sterben aus.”

Kurz darauf gehen die Angestellten wieder rein, die Schicht geht weiter.

Es ist klar, dass die Forderungen der Syndicom keineswegs eine ausreichende Antwort auf die voranschreitende Liberalisierung sind, und vorallem der Erhaltung des Arbeitsfriedens und der Sozialpartnerschaft dienen, und das darf keinesfalls idealisiert werden. Um so mehr erklären wir uns solidarisch mit allen Arbeiter*innen, die der Vereinzelung trotzen und Angriffen von oben kollektiv den Kampf ansagen.

(Foto: IWW JAM)

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